Die Fettleber zählt mittlerweile zu den häufigsten Lebererkrankungen und entsteht oft durch Bewegungsmangel, Stoffwechselstörungen und auch einer ungesunden Ernährungsweise, die hochkalorisch und reich an Fett ist. Doch nicht alle Fette sind problematisch: Omega-3-Fettsäuren, insbesondere EPA und DHA aus Fisch und Algen, könnten der Leber sogar helfen.
Die Leber – ein echtes Multitalent
Die Leber ist ein echtes Multitalent – sie erfüllt über 500 lebenswichtige Funktionen. Unter anderem ist sie beteiligt an essentiellen Stoffwechsel-Prozessen, filtert Schadstoffe aus dem Blut, speichert Nährstoffe und produziert Gallenflüssigkeit für die Verdauung. Trotz ihrer enormen Regenerationsfähigkeit kann eine dauerhafte Überlastung durch ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel oder bestimmte Erkrankungen zu Beeinträchtigungen der Leberfunktion führen. Auch ein Mangel an essenziellen Nährstoffen, wie etwa Eisen, Vitamin A, Zink und Selen, kann dazu führen, dass die Leber ihre Funktionen nicht mehr vollumfänglich ausführen kann.
Unterschied zwischen der alkoholischen und der nicht-alkoholischen Fettleber
Eine Fettleber entsteht, wenn sich zu viel Fett in der Leber ansammelt. Dabei gibt es zwei Hauptformen:
- Alkoholische Fettleber: Wird durch regelmäßigen Alkoholkonsum begünstigt. Beim Alkoholabbau wird die Fettverbrennung in der Leber gehemmt und die Einlagerung von Fett gefördert. Zusätzlich kann oxidativer Stress durch Alkohol die Leberzellen schädigen.
- Nicht-alkoholische Fettleber: Entwickelt sich unabhängig von Alkohol, meist durch ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel oder Übergewicht. Sie ist eng mit Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes verbunden.
Beide Formen können zu einer Leberentzündung (Steatohepatitis) oder sogar einer Leberzirrhose führen, wenn sie unbehandelt bleiben.
Nicht-alkoholische Fettleber – das sollten Sie wissen
Wenn dem Körper mehr Energie zugeführt wird, als er verbrauchen kann, wird der Überschuss in Form von Fett gespeichert. Während dies normalerweise im Fettgewebe geschieht, kann es in einem gestörten Stoffwechselzustand auch zu Fettablagerungen an ungewohnten Stellen kommen – ein Phänomen, das als „ektopes Fett“ bekannt ist. Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung ist ein klassisches Beispiel dafür: Hier lagert sich Fett in der Leber ein. Die nicht-alkoholische Fettleber ist inzwischen die häufigste chronische Lebererkrankung weltweit, mit einer geschätzten Prävalenz von etwa 25 % der Erwachsenen weltweit. Epidemiologische Studien zeigen, dass sie auf allen Kontinenten verbreitet ist. Die Krankheit verläuft oft schleichend und kann sich in verschiedene Stadien entwickeln – von einer einfachen Fetteinlagerung (Steatose) über eine entzündliche Form (Steatohepatitis) bis hin zu irreversiblen Schäden wie Leberfibrose, Zirrhose oder sogar Leberkrebs.
Anzeichen einer Fettleber
Eine Fettleber bleibt oft unbemerkt, da sie meist keine Schmerzen verursacht und lange ohne deutliche Symptome verläuft. Falls Beschwerden auftreten, sind sie oft unspezifisch, wie anhaltende Müdigkeit oder ein Völlegefühl im Oberbauch. Häufig wird die Diagnose daher zufällig gestellt. Ein erhöhter Bauchumfang kann ein Risikofaktor und Warnzeichen sein, da Bauchfett eng mit der Entwicklung einer Fettleber zusammenhängt.
Wie entsteht eine Fettleber?
Die Entstehung der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (=NAFLD) ist eng mit dem modernen Lebensstil verknüpft. Zu den wichtigsten Ursachen gehören:
Ungesunde Ernährung: Eine westliche Ernährung, die reich an hochverarbeiteten und hochkalorischen Lebensmitteln sowie gesättigten Fetten ist, trägt maßgeblich zur Fettleberentstehung bei. Auch der übermäßige Konsum von Fruktose (z. B. in Softdrinks) fördert die Fettbildung in der Leber.
Darmmikrobiom: Neue Studien zeigen, dass ein Ungleichgewicht der Darmflora („Dysbiose“) Entzündungen und eine vermehrte Fettspeicherung in der Leber begünstigen kann, was NAFLD zusätzlich verschärft.
Übergewicht und Insulinresistenz: NAFLD tritt besonders häufig bei Menschen mit Übergewicht oder Adipositas auf. Eine Insulinresistenz – oft als Vorstufe von Typ-2-Diabetes – fördert die unkontrollierte Fettaufnahme in die Leber.
Schlechte Schlafgewohnheiten und Stress: Chronischer Schlafmangel und anhaltender Stress beeinflussen den Stoffwechsel negativ, fördern Heißhunger auf ungesunde Nahrungsmittel und können über hormonelle Veränderungen die Fetteinlagerung in der Leber verstärken.
Bewegungsmangel: Ein inaktiver Lebensstil verringert den Energieverbrauch, was die Speicherung überschüssiger Kalorien in der Leber begünstigt. Regelmäßige körperliche Aktivität hingegen kann die Fettverbrennung anregen und die Lebergesundheit verbessern.
Ein ungesunder Lebensstil ist somit ein zentraler Treiber der NAFLD, gleichzeitig bietet er aber auch einen Ansatzpunkt für Prävention und Therapie.
Mit (Omega-3) Fetten gegen die Fettleber?
Klingt paradox, doch nicht alle Fette haben einen negativen Effekt auf den Stoffwechsel und die Leber – im Gegenteil: Bestimmte gesunde Fette können förderlich sein. Insbesondere ungesättigte Fettsäuren, wie sie in Nüssen, Olivenöl und Avocados vorkommen, haben einen positiven Einfluss auf den Fettstoffwechsel. Eine besondere Rolle spielen außerdem die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA, die vor allem in fettem Fisch (z. B. Lachs, Makrele) zu finden sind.
Omega-3-Fettsäuren tragen entscheidend zur Regulierung des Fettstoffwechsels bei, indem sie die Triglyceridspiegel im Blut senken. Dieser Effekt auf den Triglyceridspiegel ist wissenschaftlich erwiesen und durch die EFSA bestätigt:
Die Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) tragen zur Aufrechterhaltung eines normalen Triglyceridspiegels im Blut bei (ab 2.000 mg/ Tag).
Warum das relevant ist: Hohe Triglyceridwerte sind häufig mit einer Fettleber assoziiert und können zu Insulinresistenz und Entzündungen führen. Studien zeigen außerdem, dass Omega-3-Fettsäuren Entzündungen reduzieren und die Insulinsensitivität verbessern können – alles Schlüsselfaktoren bei der Entstehung und dem Fortschreiten der NAFLD.
Mehr zum thema omega-3Therapie der Fettleber
Die gute Nachricht ist: Aufgrund der hohen Regenerationsfähigkeit der Leber ist die Fettleber reversibel – zumindest in den Anfangsstadien. Die Behandlung der nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung basiert hauptsächlich auf Lebensstiländerungen, da es derzeit keine spezifischen Medikamente gibt, die zur Therapie der Erkrankung zugelassen sind. Die Ernährung ist hierbei ein gutes Instrument, um die Leber bei ihren wichtigen Funktionen zu unterstützen.
Leber entgiften – funktioniert das?
Der Begriff der „Leberentgiftung“ ist irreführend, da die Leber selbst nicht von Giften befreit werden muss, sondern vielmehr bei ihrer (unter anderem) entgiftenden Funktion unterstützt werden soll. Was kann man konkret tun, um die Leber zu entlasten?
Die Basics:
- Gesundes Körpergewicht halten
- Verzicht auf Alkohol und Nikotin! Das gilt auch, wenn es sich um die nicht-alkoholische Form handelt.
- Ernährungsumstellung
- Bewegung
Ernährung bei Fettleber – 8 Tipps
Die folgenden 8 Ernährungtipps können Ihnen helfen, die Lebergesundheit zu schützen und zu verbessern:
Hochkalorische Snacks einschränken
Vermeiden Sie möglichst häufig Fast Food, stark fettige Speisen, Chips und Süßigkeiten, da sie viel Energie, aber wenige Nährstoffe liefern. Diese Lebensmittel fördern Gewichtszunahme und belasten den Stoffwechsel – besonders dann, wenn sie regelmäßig konsumiert werden.
Ganzes Obst statt Säfte & Smoothies
Greifen Sie lieber zu ganzen Früchten statt zu Säften und Smoothies. Ein Glas Orangensaft kann 3–4 Orangen enthalten, aber kaum noch Ballaststoffe – der viele Fruchtzucker wird rasch über die Leber abgebaut. Ganze Früchte sättigen besser und sorgen durch ihre Ballaststoffe für einen langsameren Blutzuckeranstieg.
Täglich frisches, buntes Gemüse
Integrieren Sie jeden Tag frisches Gemüse in Ihre Mahlzeiten. Es liefert Vitamine, Mineralstoffe und Antioxidantien, die Zellen schützen und Entzündungen entgegenwirken. Besonders farbenfrohes Gemüse – z.B. tiefgrüner Brokkoli – ist meist besonders reich an diesen Schutzstoffen.
Vollkorn und Hülsenfrüchte einbauen
Setzen Sie regelmäßig Vollkornprodukte (z.B. Vollkornbrot, -nudeln, -reis) und Hülsenfrüchte (z.B. Linsen, Bohnen, Kichererbsen) auf den Speiseplan. Sie liefern komplexe Kohlenhydrate, Ballaststoffe und pflanzliches Eiweiß, machen länger satt und unterstützen eine stabile Blutzuckerregulation.
Wasser und ungesüßte Getränke wählen
Bevorzugen Sie Wasser und ungesüßte Tees statt Limonaden, Energy-Drinks oder gesüßten Eistees. Zuckerhaltige Getränke liefern viele „leere“ Kalorien und belasten den Stoffwechsel, ohne zu sättigen. Ausreichend Wasser unterstützt dagegen Verdauung, Kreislauf und Konzentration.
Proteinreich, aber bewusst essen
Achten Sie auf eine ausreichende Zufuhr von Eiweiß, denn die Leber benötigt essenzielle Aminosäuren für zahlreiche Stoffwechselfunktionen. Gute Proteinquellen sind z.B. Hülsenfrüchte, Eier, Milchprodukte und Geflügel. Rotes und stark verarbeitetes Fleisch sollte dagegen eher selten auf den Teller kommen.
Zucker reduzieren, Vollkorn bevorzugen
Ein geringerer Zuckerkonsum entlastet die Leber und kann Stoffwechsel und Gewicht positiv beeinflussen. Tauschen Sie Weißbrot, helle Nudeln und weißen Reis häufiger gegen Vollkornvarianten – diese enthalten mehr Ballaststoffe, sättigen länger und lassen den Blutzucker langsamer ansteigen.
Auf gesunde Fette setzen
Nutzen Sie bevorzugt pflanzliche Fette wie Olivenöl und greifen Sie regelmäßig zu Nüssen und Samen. Achten Sie außerdem auf eine ausreichende Zufuhr mariner Omega-3-Fettsäuren (EPA und DHA), zum Beispiel über fettreichen Seefisch oder hochwertige Omega-3-Produkte – sie unterstützen Herz, Gefäße und Entzündungsregulation.
Wichtig: Sind Sie an einer Fettleber erkrankt, sollten Sie Therapieschritte unbedingt mit Ihrem Arzt besprechen.
Bewegung und weitere Tipps bei Fettleber
Regelmäßige körperliche Aktivität spielt eine wesentliche Rolle: Moderate Bewegung, wie z. B. zügiges Gehen oder Radfahren, fördert die Fettverbrennung und hilft, den Triglyceridspiegel zu senken. Studien haben gezeigt, dass bereits eine Gewichtsreduktion von 5–10 % signifikante Verbesserungen in der Lebergesundheit bewirken kann.
Was Schlaf mit unserer Leber zu tun hat:
Mehr, als man denkt! Während des Schlafs regeneriert das Gewebe und ein erholsamer Schlaf kann die Insulinsensitivität verbessern – ein entscheidender Faktor, da eine gestörte Insulinwirkung direkt zur Entstehung einer Fettleber beitragen kann. Auch Stress spielt eine wichtige Rolle: Chronischer Stress führt zur vermehrten Ausschüttung von Cortisol, was die Fetteinlagerung in der Leber begünstigt. Wer also seine Lebergesundheit unterstützen möchte, sollte auf ausreichend und erholsamen Schlaf achten.
Studienlage: Omega-3-Fettsäuren bei Fettleber
Eine Meta-Analyse (Studienzusammenfassung, die die Ergebnisse mehrerer Studien statistisch auswertet) aus dem Jahr 2016 untersuchte die Wirkung von Omega-3-Fettsäuren bei Patienten mit nicht-alkoholischer Fettleber (NAFLD) oder nicht-alkoholischer Steatohepatitis (NASH). Zehn randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 577 Patienten wurden ausgewertet.
Die Ergebnisse zeigen, dass Omega-3-Fettsäuren die Leberfettmenge verringerten und den GGT-Wert, ein wichtiges Leberenzym, senken konnten. Zudem wurden positive Effekte auf Blutfette festgestellt: Triglyceride sanken, während das „gute“ HDL-Cholesterin anstieg. Allerdings zeigte sich kein signifikanter Einfluss auf andere Leberwerte wie ALT und AST oder auf das Gesamtcholesterin und LDL. Die Autoren schlussfolgern, dass Omega-3-Fettsäuren eine mögliche Behandlungsoption zur Verbesserung der Lebergesundheit bei NAFLD sein könnten.
Empfohlene Produkte
- Lu, W., et al. (2016). Effects of Omega-3 Fatty Acid in Nonalcoholic Fatty Liver Disease: A Meta-Analysis. Gastroenterology research and practice, 2016, 1459790.
- Spooner, M. H., & Jump, D. B. (2023). Nonalcoholic Fatty Liver Disease and Omega-3 Fatty Acids: Mechanisms and Clinical Use. Annual review of nutrition, 43, 199–223.
- Younossi, Z. M., et al. (2023). Lifestyle interventions in nonalcoholic fatty liver disease. Nature reviews. Gastroenterology & hepatology, 20(11), 708–722.








